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Vater werden und sein (Gedicht)

Mein Papa war ein lebenslang fleißiger Handwerker mit Internatsaufenthalt, da frecher Junge,

dem stets lag ein frecher Spruch auf seiner Zunge.

Er foppte seine Mutter allzu sehr,

half vielen aus. Man mochte ihn – manch einer mehr.

 

Zu Kindern ist er „unfallartig“ gekommen –

keines war von ihm wohl geplant, doch auch untreue Tat ist ihm entronnen.

Dann kamen Behörden wie das BAföG-Amt

mit Gerichtsverfahren – infolge Groll allerhand.

 

Als Vater ist man ein glücklicher Mann,

wenn man vermögend ist, das Kind gesund, die Ehe klappt – Singen unter der Tann.

Doch das Vatersein kann auch Schicksalsschläge bringen:

Wenn man die Kinder zwar mag, aber in entscheidenden Bereichen will ein Kompatibelsein nicht gelingen.

 

Dann gibt es noch die merkwürdigen Menschen – in deinem Leben oft ein Krater,

die nach Ähnlichkeiten suchen zwischen dir als erwachsenem Abkömmling und deinem Vater.

Im Prinzip ist diese Art zu denken nicht abwegig,

aber wenn man getrennt aufwuchs und selten Kontakt hat, trotzdem schändlich.

 

Nach der Scheidung in den 80ern wollte mein Vater keinen Kontakt zu mir haben.

Meine Mutter lief ihm deswegen hinterher; wir gingen ins Kino, oft auch mit meinem kleinen Bruder floss Leckeres in den Magen.

Wir waren im Steinbruch, zu Besuch bei der Klärmaschine –

viele Sachen waren spannend, doch meine Stiefmutter erfand Dinge über mich, lief ne üble Schiene.

 

Bereiche, die Vater und Kind im Erwachsenenalter trennen, sind oft gesetzesbasiert

oder kommen von Behörden, sodass sich jeder geniert.

Was ich mir von meinem Vater abgeschaut habe, sind nach schweren Lebenstragödien einfache Dinge:

früh aufstehen, duschen und den Tag sinnvoll verwenden, sodass das Leben gelinge!

 

Wir haben unglaublich viel Unsinn gemeinsam gemacht,

ich hab mich von seinen Witzen krank gelacht.

Deshalb war ich froh, Kontakt zu ihm zu haben,

und selbst Fremde konnten sich allein von den Erzählungen an Lachkrämpfen erlaben.

 

Klar hat er dem Finanzamt mal nen Streich gespielt

und mittels günstiger Mietwohnung, in der er seit den 80ern gelebt hat, viele Ersparnisse erzielt.

Aber von ner unbezahlten Putzfrauen-Steuernummer dürfen keine Väter sterben,

wenn beide Rechnungsempfänger arm sind. Bestimmt wollte niemand etwas von ihm erben.